Pressemitteilung

50. Weissacher digitaler Imkertag

Zentrale Fortbildungsveranstaltung für Imkerinnen und Imker sowie Bienenfreundinnen und Bienenfreunde

Biene auf Aster

„Wir freuen uns sehr, dass wir an der Tradition des jährlichen Weissacher Imkertags auch in diesem Jahr festhalten können. Der Weissacher Imkertag ist die zentrale Fortbildungsveranstaltung für Imkerinnen und Imker sowie Bienenfreundinnen und Bienenfreunde“, erklärte Dr. Ulrich Dura, Leiter der Abteilung 3, Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen im Regierungspräsidium Stuttgart, bei der Eröffnung des 50. Weissacher Imkertags. Dieser wurde in diesem Jahr erneut online durchgeführt und war mit über 300 Zuhörerinnen und Zuhörern wie in den Vorjahren sehr gut besucht. „Dass der Weissacher Imkertag im vierten Jahr im Online-Format erneut so großen Anklang findet, freut uns sehr“, so Dr. Ulrich Dura.

Andreas Haumann, Leiter des Referats 33, Pflanzliche und tierische Erzeugung im Regierungspräsidium Stuttgart, gab einführend einen Überblick auf das Programm der Veranstaltung. Er erwähnte die Bedeutung der Insekten und insbesondere der Bienen, denn 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bestäubung durch Honig- und Wildbienen angewiesen. Bienen leisten also einen unverzichtbaren Beitrag zur Biodiversität. Bei vielen Hobbyimkern ist eben dieser Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt ein wichtiger Antrieb für ihr Schaffen, oft sogar wichtiger als der Honigertrag selbst.
Haumann sprach auch die immer wieder auftretenden Konflikte zwischen Imkerei und Naturschutz in und um Naturschutzgebieten an. Hier müssen zwischen Imkerei und Naturschutz sinnvolle und vernünftige Lösungen gefunden werden, um allen Interessen gerecht zu werden.

Benjamin Waldmann, Referent für Invasive Arten im Referat 75 im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg begann seinenVortrag „Asiatische Hornisse – aktuelle Situation und weiteres Vorgehen“ mit einem Rückblick,wie sich die invasive gebietsfremde Art europaweit, in Deutschland, aber ins Besondere in Baden-Württemberg ausgebreitet hat. Danach ging er auf die bisher ergriffenen Maßnahmen gegen die Asiatische Hornisse ein. Die Saison 2023 war eine ganz besondere, denn die Art breitete sich unerwartet explosionsartig in Baden-Württemberg aus, so Waldmann. Dabei stießen die bisherigen Strukturen, insbesondere bei der Nestentfernung, an ihre Grenzen. Waldmann zeigte auf, wie aus den Erfahrungen heraus in diesem Jahr neue Wege im Management im Land begangenen werden sollen und wie sich die Situation in Zukunft darstellen könnte. Eines sei bereits jetzt klar, so Waldmann: „Die Asiatische Hornisse werden wir in Baden-Württemberg nicht mehr loswerden.“

Marc Ohmenhäuser, Staatlich geprüfter Lebensmittelchemiker und Leiter des Labors „Honig, Desserts“ am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg, stellte in seinem Vortrag „Honig mit dem Auge des Gesetzes betrachtet“ die staatliche Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg vor.

Dabei wurden die Abläufe und Zuständigkeiten der einzelnen Behörden und Ämter sowie die Vorgaben der risikoorientierten Probenahme erläutert. Auch die Auswertungen der Untersuchungsergebnisse von den Honigproben wurden vorgestellt. Für den Chemiker erfreulich ist, dass es in den Jahren 2017 bis 2022 keine Auffälligkeiten bei den Untersuchungen auf Pestizide, genetisch veränderte Organismen und Schwermetalle gab. Bei der Untersuchung auf pharmakologisch wirksame Stoffe waren 0,4 Prozent der untersuchten Honige auffällig. Die Ergebnisse der Honiguntersuchungen in seinem Honiglabor selbst ergaben, dass zwischen 11 Prozent und 24 Prozent der von 2013 bis 2022 untersuchten Honige bemängelt wurden. So waren Honige in Gärung übergegangen, der Grenzwert an Hydroxymethylfurfural (HMF) war überschritten, die auf dem Etikett aufgedruckte Sorten- bzw. Trachtangabe passte nicht zu dem Honig im Glas (z.B. bei Akazienhonigen oder bei Waldhonigen, die Blütenhonige darstellten). Auch wurden Fremdzuckerzugaben in Honigen festgestellt. Weitere Punkte sind Kennzeichnungsmängel, wie die fehlende Angabe des Ursprungslandes, das Mindesthaltbarkeitsdatum fehlte oder war nicht in der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Art angegeben, der Name und die Anschrift wurden nicht oder unvollständig angegeben und zudem wurden auch unzulässige gesundheitsbezogene Angaben festgestellt.

Nach der Pause ging Dr. Hannes Beims, Leiter der Fachberatung Imkerei des Bezirk Oberbayern, in seinem Vortrag „Honigbienen in Schutzgebieten – Konkurrenz zu Wildbienen?“ auf dieses Spannungsfeld ein. Er fasste seine Ausführungen wie folgt zusammen: „Alle Biotope zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus verschiedensten Lebewesen bestehen, die sich diesen Lebensraum teilen und darin vorkommen. Einige Arten nutzen auch ähnliche oder gar gleiche Nahrungsquellen. Das heißt jedoch nicht automatisch, dass sie konkurrieren. Die Diskussion zur Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen wird auf Basis einer noch nicht ausreichenden Datenlage geführt. Das hat aktuell zur Folge, dass teilweise die Haltung von Honigbienen in Naturschutzgebieten verboten wird. Das führt zu zunehmender Unsicherheit bei den Imkerinnen und Imkern“.

Den Praxisbericht steuerte Diplombiologe und Imkermeister Klaus Hampel bei. Er betreibt seine Imkerei in Ötisheim, gelegen zwischen Maulbronn und Mühlacker.
Nach einem kurzen Überblick seiner Imkerlaufbahn von der Imker-AG in der Schule bis zur Berufsimkerei und seiner Beweggründe für den Entschluss, die Imkerei zum Hauptberuf zumachen, erläuterte er anschließend seine Betriebsweise. Dazu gehört die Führung der Wirtschaftsvölker auf einem Brutraum, die Aufzucht hochwertiger Königinnen, die Gewinnung von unbelastetem Bio-Wachs und die sorgfältige und effektive Varroa-Bekämpfung.
Klaus Hampel beschrieb, wie er durch Wanderung mit den Völkern zu den verschiedenen Honigsorten kommt. Um den sehr begehrten Wald- und Tannenhonig ernten zu können, betreibt er zeitaufwendige Waldtrachtbeobachtung im Schwarzwald und im Schwäbischen Wald, die mit mehreren eigenen Stockwaagen unterstützt wird. Im Anschluss beschrieb er die Honigernte und wie er den Honig werterhaltend pflegt. Der Vortrag endete mit dem Aufzeigen seiner Vermarktungswege.

Thomas Kustermann, Fachberater für Imkerei am Regierungspräsidium Stuttgart griff in seinem Vortrag „Aktuelles aus der Fachberatung“ einige relevante Themen des vergangenen Bienenjahres auf und schilderte seine Sichtweise zur aktuellen Situation. Er berichtete von geringeren Völkerverlusten im Winter 2022/2023, die frühe und zunächst gute Volksentwicklung, die dann durch Kälteeinbrüche während der Obst- und Rapsblüte teilweise zu verhungerten Völkern führte. Er hinterfragte in diesem Zusammenhang die Beratungspraxis kritisch.
Der Boom, den die Imkerei seit dem „Bienensterben“ im Rheintal 2008 erfahren hat, scheint sich deutlich abzukühlen. So war die Nachfrage nach Neuimkerkursen deutlich geringer als in den Vorjahren, was sich dann auch in der Nachfrage nach Bienenvölkern widerspiegelt. Über die Ursachen des nachlassenden Interesses könne man spekulieren, aber die seit jüngerer Zeit immer wieder negative Darstellung der Honigbienenhaltung und der Imkerinnen und Imker, könne auch eine Rolle spielen. Imkerinnen und Imker sehen sich zunehmend mit Vorwürfen wie „Nahrungskonkurrenz für Wildbienen“, oder auch dem Vorwurf der „Massentierhaltung“ und „Ausbeutung von Tieren“ konfrontiert.
Für Wanderimkerinnen und -imker war 2023 ein zufriedenstellendes Jahr, wobei der wirtschaftliche Erfolg durch die allgemeinen Preissteigerungen bei den Produktionskosten, wie bei Futter, Energie und Gläsern deutlich geschmälert wurde. Diese Kostensteigerungen lassen sich nicht immer an die Kundschaft weitergeben. Auch diese leiden an realen Einkommensverlusten und der allgemeinen Teuerung in nahezu allen Bereichen.
Er stellte das Verfahren „Teilen und Behandeln“ vor und erläuterte die Vorteile, die diese Methode bei der Milbenbekämpfung im Spätsommer mit sich bringt.
Zum Schluss seiner Ausführungen stellte er das in Deutschland neu zugelassene Oxalsäurepräparat „Varroxal“ vor, das für alle Anwendungsverfahren (Träufeln, Sprühen und Verdampfen) zugelassen ist.